Pas­sa­ge

Passagen - die für mich zum Symbol des Werdens und Vergehens mit allen Stufen der Lust und des Leids geworden sind, haben mich bis heute nicht losgelassen. H.R.G. 1974

Die ers­ten «Passagen»-Bilder resul­tier­ten 1969 aus einer Serie von Träu­men. Ich befand mich meis­tens in einem gros­sen, tür- und fens­ter­lo­sen, weis­sen Raum, des­sen ein­zi­ger Aus­gang eine dunk­le eiser­ne Öff­nung war, die zu allem Übel noch durch einen eiser­nen Bügel halb­wegs ver­sperr wur­de. Beim Pas­sie­ren die­ser Öff­nung blieb ich regel­mäs­sig ste­cken. Der Aus­gang am Ende die­ses lan­gen Kamins, den man als win­zi­gen Licht­schim­mer erspä­hen konn­te, wur­de zu mei­nem Unglück noch prompt von einer unsicht­ba­ren Kraft verschlossen.

Nun steck­te ich, mit am Kör­per ange­press­ten Armen, in der Röh­re und konn­te mich weder nach vorn noch nach hin­ten bewe­gen und spür­te, dass mir die Luft aus­ging. Das Erwa­chen blieb die ein­zi­ge Lösung.

Ich mal­te dann eini­ge die­ser ima­gi­nä­ren «Pas­sa­gen» (Pas­sa­ge I‑IX) und
bin seit­her von die­sem Geburts­trau­ma ver­schont geblieben.

Werk 222 Pas­sa­ge XXV (1973)

Werk 225 Pas­sa­ge XXVIII (1973)

Aber die «Pas­sa­gen», die für mich zum Sym­bol des Wer­dens und Ver­ge­hens mit allen Stu­fen der Lust und des Leids gewor­den sind, haben mich bis heu­te nicht los­ge­las­sen.

1971 in Köln, auf der Durch­rei­se nach Lon­don, sah ich vor dem Haus der Rock­grup­pe «Floh de Colo­gne» zum ersten­mal die deut­sche Müll­ab­fuhr an der Arbeit. 

Ich war so fas­zi­niert von die­sem mecha­nisch-ero­ti­schen Akt, der die «End­lö­sung» die­ser über­füll­ten Kübel ein­lei­te­te, dass ich schnell ein paar Fotos schoss. 

Die­ser neu­en, exis­ten­ten Pas­sa­ge ver­su­che ich nun mit Hil­fe der psy­che­de­li­schen Male­rei alle mög­li­chen Rea­li­tä­ten auf­zu­zwin­gen, um so eine grösst­mög­li­che Objek­ti­vi­tät die­ses wie extra für mich geschaf­fe­nen Objekts zu erhal­ten (Pas­sa­gen X‑X\XIII).

Pas­sa­ge XIII (1972)

HR Giger
Werke